Auf welche Bodenbeschaffenheit im neuen Garten beim Kauf von Reihenhaus und Wohnungsgärten zu achten ist
- Mark Maria Suchentrunk LL.M. (WU)
- 26. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Beim Kauf eines neu gebauten Reihenhauses oder einer Wohnung mit Garten ist die Qualität des Bodens ein häufig unterschätztes, aber essenzielles Kriterium. Oft werden Sie mit den Begriffen „Oberboden“, „Humus“ oder „Pflanzsubstrat“ konfrontiert. Doch was steckt wirklich dahinter und welche Normen sind relevant?

Was sagt die Norm (ÖNORM B 2606) dazu?
In Österreich regelt die ÖNORM B 2606 die Anforderungen an gärtnerische Erdarbeiten und Substrate. Sie ist die wichtigste Grundlage, um die Qualität der Erde in Ihrem Garten zu beurteilen. Die Norm unterscheidet verschiedene Substrate und gibt vor, welche Eigenschaften sie für unterschiedliche Anwendungsbereiche haben müssen.
Für die oberste Schicht in Gärten, die bepflanzt werden sollen, ist in der Regel eine Mindestqualität an Oberboden (im Volksmund oft als Humus bezeichnet) gefordert. Dieser sollte ausreichend organische Substanz, eine gute Struktur und keine schädlichen Verunreinigungen aufweisen.
Ein wesentlicher Punkt ist die Schichtdicke. Die ÖNORM gibt für verschiedene Pflanzungen empfohlene Mindesttiefen vor, die auch bei Bauträgerprojekten relevant sind:
Für Rasenflächen: Hier sind in der Regel 15 bis 20 cm kultivierbarer Oberboden erforderlich.
Für Stauden und Sträucher: Hier sollte die Schichtdicke mindestens 30 bis 40 cm betragen, damit die Wurzeln genügend Platz und Nährstoffe finden.
Für Bäume: Je nach Größe des Baumes sind hier deutlich größere Tiefen und Volumina erforderlich, oft 60 cm oder mehr, um ein tiefes Wurzelwerk zu ermöglichen.
Diese Schichtdicken sind nicht willkürlich, sondern basieren auf den Bedürfnissen der Pflanzen und der Notwendigkeit einer guten Wasserdurchlässigkeit und Nährstoffversorgung.
Besondere Herausforderung: Gärten auf Garagen und Kellern
Eine spezielle Situation entsteht bei Gärten, die auf Tiefgaragen, Kellern oder anderen Bauwerken angelegt werden. Hier handelt es sich nicht um gewachsenen Boden, sondern um eine Dachbegrünung im weiteren Sinne. Hier ist die Einhaltung der ÖNORM L 1131 (Dachbegrünungen) entscheidend.
Bei solchen Konstruktionen muss die gesamte Gartenanlage als System betrachtet werden, das neben dem eigentlichen Pflanzsubstrat auch folgende Schichten umfasst:
Wurzelschutzfolie: Schützt die Bausubstanz vor dem Eindringen von Wurzeln.
Dränageschicht: Sorgt für den schnellen Abtransport von überschüssigem Wasser, um Staunässe zu vermeiden und die Bausubstanz zu schützen. Dies kann aus Kies, Lava oder speziellen Dränagematten bestehen.
Filtervlies: Trennt das Substrat von der Dränageschicht, um ein Verschlämmen zu verhindern.
Pflanzsubstrat: Dies ist die eigentliche "Erde" für die Pflanzen. Es handelt sich hierbei oft um speziell gemischte Substrate, die leichter sind als gewachsener Oberboden, aber dennoch alle notwendigen Nährstoffe und eine gute Wasserspeicherkapazität bieten. Auch hier sind die Mindestschichtdicken gemäß ÖNORM L 1131 je nach Bepflanzungsart einzuhalten (z.B. für Rasen, extensive oder intensive Begrünung).
Ohne eine fachgerechte Ausführung dieser Schichten ist die Langlebigkeit und Vitalität des Gartens auf dem Bauwerk stark gefährdet. Staunässe, Nährstoffmangel oder eine unzureichende Verankerung der Pflanzen können die Folge sein.

Worauf Sie beim Kauf achten sollten
Als Käufer ist es wichtig, sich folgende Fragen zu stellen und idealerweise schriftliche Zusicherungen vom Bauträger einzuholen:
Welche Schichtdicke an Oberboden/Pflanzsubstrat wird im Gartenbereich aufgebracht? Achten Sie auf die Einhaltung der ÖNORM-Mindestmaße.
Wurde der Boden auf Verunreinigungen geprüft? Besonders auf ehemaligen Bauflächen kann der Untergrund mit Bauschutt oder Schadstoffen belastet sein.
Handelt es sich bei der „Erde“ wirklich um hochwertigen Oberboden oder nur um Aushubmaterial? Optisch ist das oft schwer zu unterscheiden.
Bei Gärten auf Garagen/Kellern: Wurde eine vollflächige Dränage, Wurzelschutz und ein speziell abgestimmtes Pflanzsubstrat verwendet? Lassen Sie sich den Aufbau genau erklären und dokumentieren.
Gibt es eine Garantie für die Qualität des Bodens oder des Substrat-Aufbaus?
Die fatalen Folgen von ungeeignetem "Erde" in Gärten
Wird in einem Garten auf Tiefgaragen oder Kellern (oft auch "Deckengärten" genannt) statt eines speziell entwickelten Pflanzsubstrats lediglich einfacher Aushub oder minderwertige Erde eingebracht, hat das schwerwiegende Konsequenzen für das Gedeihen Ihrer Pflanzen. Aushubmaterial ist meist verdichtet, hat eine schlechte Drainage und enthält oft kaum organische Substanz oder Nährstoffe.
Die Folgen sind fatal:
Staunässe und Wurzelfäule: Da Wasser nicht richtig abfließen kann, ertrinken die Pflanzen sprichwörtlich. Ihre Wurzeln faulen, was zum Absterben der Pflanze führt.
Nährstoffmangel und Wachstumsstörungen: Aushub ist in der Regel nährstoffarm. Pflanzen finden nicht genügend Nahrung, verkümmern, zeigen gelbe Blätter und bleiben im Wachstum zurück.
Sauerstoffmangel im Wurzelbereich: Verdichteter Boden lässt wenig Luft zu den Wurzeln, was deren Funktion stark beeinträchtigt und die Pflanzen zusätzlich schwächt.
Geringe Wasserspeicherkapazität bei Trockenheit: Paradoxerweise kann der Boden trotz Staunässe bei Hitze schnell austrocknen, da er Wasser nicht effizient speichert und wieder an die Pflanzen abgibt.
Instabilität und geringe Verankerung: Bei Bäumen oder größeren Sträuchern kann ein ungeeigneter Boden keine ausreichende Verankerung bieten, was die Standfestigkeit gefährdet.
Hoher Pflegeaufwand: Sie kämpfen ständig gegen kränkelnde Pflanzen, müssen übermäßig düngen und wässern, ohne nachhaltige Erfolge zu erzielen.
Ein solcher Garten wird schnell zum Frustrationsfaktor statt zur Freude. Die anfängliche "Ersparnis" durch die Verwendung von billigem Aushub führt langfristig zu hohen Folgekosten für Ersatzpflanzungen und aufwendige Bodensanierungen. Es ist daher unerlässlich, hier von Anfang an auf die richtige Substratqualität und den fachgerechten Schichtaufbau zu achten.
Fazit: Investieren Sie in guten Boden
Ein gut vorbereiteter und normgerechter Boden ist die Grundlage für jeden gesunden und schönen Garten. Er beeinflusst das Pflanzenwachstum, den Pflegeaufwand und letztlich auch Ihren Genuss am eigenen Grün. Zögern Sie nicht, beim Kauf genau nachzufragen und im Zweifel einen Gartenexperten zurate zu ziehen. So stellen Sie sicher, dass Ihr Garten von Anfang an die besten Voraussetzungen für prächtiges Gedeihen hat. Bei Unsicherheiten scheuen Sie sich nicht sich an absolut grün zu wenden um Ihre Situation zu besichtigen oder Rat einzuholen.
Mark Suchentrunk LL.M. (WU)
Tel.: 0043/ 699 111 378 13 E-Mail: m.suchentrunk@absolutgruen.at
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